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Tödliche Polizeischüsse in Oldenburg: Eine Debatte um Verbrechen und Rassismus

  • Autorenbild: Sascha Wendt
    Sascha Wendt
  • vor 3 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 2 Tagen


In Oldenburg gab es tödliche Polizeischüsse. Hintergründe und Reaktionen jetzt hier im Artikel!
In Oldenburg gab es tödliche Polizeischüsse. Hintergründe und Reaktionen jetzt hier im Artikel!

In den letzten Tagen sorgte ein Vorfall in Oldenburg bundesweit für Schlagzeilen: Einem 21-jährigen wird in der Nacht zu Sonntag der Zugang zu einer Diskothek verwehrt. Dieser greift daraufhin zu einem Pfefferspray und sprüht in Richtung Sicherheitskräfte. Kurze Zeit später erscheint die Polizei und es fallen 5 Schüsse. Später erliegt der Getroffene (Lorenz A.) seinen Verletzungen. In den darauffolgenden Tagen kommt es zu Solidaritätsbekundungen mit Lorenz und Rassismusvorwürfen gegenüber der Polizei. Die Debatte polarisiert zunehmend und die Argumente wirken undifferenziert. Es wird Zeit dies zu ändern.


Fünf tödliche Schüsse fallen auf den bewaffneten Lorenz A.


Zunächst ist es immer bedauerlich, wenn Menschen während Polizeieinsätzen ums Leben kommen. Letztes Jahr in Mannheim wurde bei einem islamistischen Angriff ein Polizist mit einem Messer tödlich verwundet. Jetzt wurde in Oldenburg ein Dunkelhäutiger durch 5 Schüsse eines Polizisten getötet. In beiden Fällen herrscht Trauer und Ratlosigkeit und die Debatte wirkt schnell emotionalisiert und es fällt schwer einen objektiven Blick zu wahren. Deshalb soll noch einmal kurz analysiert werden, was in jener Nacht geschehen ist.





Nachdem Lorenz A. von den Türstehern einer Diskothek in Oldenburg abgewiesen wurde, greift dieser zu Pfefferspray und verletzt damit das Sicherheitspersonal. Der Angreifer Lorenz A. flieht und droht anderen Personen, die ihm folgen, mit einem Messer. Ankommende Polizeibeamte halten Lorenz A. an, welcher aber wegrennt. Eine weitere Streife nähert sich der Situation. Doch auch diese Beamten werden von Lorenz A. mit Pfefferspray angegriffen. Daraufhin fallen die tödlichen Schüsse. Die Bodycams der Polizisten waren nach Angaben der Polizei, zu jenem Zeitpunkt ausgeschaltet. Der Polizist wurde vorerst vom Dienst suspendiert und die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Totschlags gegen ihn.


Es stellt sich die Frage, warum die Polizei fünf Mal schoss und welche Rolle die Herkunft von Lorenz A. dabei gespielt haben könnte. Das ist wohl auch die Frage, die sich bei der großen Demonstration in Oldenburg, am meisten gestellt wurde. Klar, vorschnell beantworten kann man sie nicht und schon jetzt gibt es eine bereits zahlreiche Spekulationen. Spätestens seit der Debatte um den schwarzen US-Amerikaner George Floyd, der ebenfalls durch Polizeischüsse starb, ist das Thema auch in Deutschland publik geworden. Dennoch ist es wichtig, einige Gegenargumente zu dem Vorwurf des Rassismus zu äußern:



Die Polizei ist nicht zufällig erschienen, sondern wurde gerufen, nachdem der Angreifer bereits das Pfefferspray verwendet hatte und mit einem Messer gedroht hatte. Auch das Weglaufen und der Angriff auf die Polizeibeamten ist unverständlich. Dazu ist PfeffersprayIn der Öffentlichkeit häufig als Selbstverteidigungsmittel bekannt. Hier trifft diese typische Situation jedoch nicht zu. Nicht nur war Lorenz A. männlich, er zückte auch beide Waffen während des Vorfalls. Allerdings ist nicht klar, ob er das Messer in Gegenwart der Polizisten verwendete.


Und hier kommen auch schon die großen Spekulationen:


Wie groß war die Bedrohung für die Polizei? Wurden sie durch Lorenz A. mit dem Messer bedroht oder nicht? Wussten sie zumindest, dass er ein Messer bei sich führte? Und die schlussendliche Frage, die bis jetzt nicht geklärt wurde: Warum nicht nur ein Schuss, sondern gleich fünf?!


Die erste Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Wenn jemand mit Pfefferspray und einem Messer umherläuft, besteht zunächst Gefahr. Doch rechtfertigt es die Reaktion der Beamten? Laut SPIEGEL ist auf einem Video der Oldenburger Innenstadt zu erkennen, dass Lorenz A. das Messer gegenüber den Polizisten nicht in der Hand hielt.


Vorschnelle Urteile und eine emotionalisierte Debatte


Aber auch, wenn man nun davon ausgeht, die 5 Schüsse seien aus rassistischen Gründen gefallen, besteht die Frage: Trifft Lorenz A. durch sein vorheriges Verhalten nicht zumindest eine Teilschuld? Er griff verschiedene Personen (wohl auch die Polizisten) mit Pfefferspray an und bedrohte zuvor Menschen mit einem Messer, dass er mit sich führte. Was aber in der gesamten Diskussion klar wird:


Es ist noch zu viel unklar, um der Polizei klaren Rassismus vorwerfen zu können, genauso wie man Lorenz A. wegen seiner Aktionen sofort Mitschuld vorwerfen könnte. In der öffentlichen Debatte werden aber genau diese Argumente sofort gegeneinander ausgespielt. Entscheidend wäre deshalb, einander zuzuhören und besonders: Abzuwarten. In diesem Kontext wirken die Demonstrationen in Oldenburg, die in Solidarität mit Lorenz A. abgehalten werden über 10.000 Menschen mobilisieren, verständlich, aber auch verfrüht.




Nach der Großdemonstration in der Stadt kam es zusätzlich zu 12 verschiedenen Bränden, die ursächlich noch nicht direkt mit der Demo in Verbindung zu bringen sind. Unter anderem wurde das Auto des Clubbesitzers, von dem Lorenz A. abgewiesen wurde, in Brand gesetzt. Auch das ist genauso wie 5 tödliche Schüsse eines Polizisten, zu kritisieren. Es gibt einen Rechtsstaat in diesem Land, der für die Aufklärung der Umstände von Lorenz A. Tod verantwortlich ist. Die Bürger können deshalb auf eine Selbstjustiz übende Minderheit verzichten, die unbeteiligte Dritte für Lorenz A. Tod mitverantwortlich machen wollen.


Abschließend lässt sich also festhalten: Vieles an diesem Fall ist noch unklar. Zum einen ist nicht klar, warum Lorenz A. bewaffnet war und warum er gedroht und Personen angegriffen hat. Das Handeln des Polizisten wirft mindestens genauso große Fragen auf. Warum 5 Schüsse? Was hat zu dieser Handlung geführt? Spielte Rassismus eine Rolle? Als Gesellschaft müssen wir uns eingestehen, dass wir die Wahrheit nicht gepachtet haben und, dass es auch in diesem Fall unterschiedliche Betrachtungsweisen gibt. Sonst werden die politischen Gräben noch größer werden. Die Devise lautet also: Besonnenheit zeigen und auch Selbstjustiz hilft uns hier nicht weiter.











 
 
 

1 Comment


Chris Schulz
Chris Schulz
vor 2 Stunden

George Floyd starb nicht durch Polizeischüsse - und warum findet sich kein einziges Wort zu dem Umstand, dass laut Obduktionsbericht die tötlichen Schüsse Lorenz A. alle von hinter trafen?

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Sascha Wendt

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