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Kirchenkritik von Julia Klöckner (CDU): Die Rolle von Kirche und Staat

  • Autorenbild: Sascha Wendt
    Sascha Wendt
  • 22. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 23. Apr.


Greift die Kirche zu stark ins politische Geschehen ein? Laut Julia Klöckner scheint das so zu sein. Was davon zu halten ist, jetzt hier im Artikel.
Greift die Kirche zu stark ins politische Geschehen ein? Laut Julia Klöckner scheint das so zu sein. Was davon zu halten ist, jetzt hier im Artikel.

Das Osterwochenende ist zu Ende und selten gab es so viele Ereignisse wie bei diesem Osterfest. Zuerst die gewöhnlichen Feiertage, dann stirbt an Ostermontag Papst Franziskus und schließlich übt die frisch gewählte Bundestagspräsidentin Kritik an der Kirche und erntet dafür prompt Kritik.



Es war wieder Ostern, das wichtigste Fest im Christentum das weltweit gefeiert wird. Am Sonntag sprach Papst Franziskus noch im Vatikan zum Ostersonntagsfest und zur Auferstehung Jesus Christus, einen Tag später stirbt er nach langer Krankheit. Und als gelungenes Intermezzo gelingt Julia Klöckner sofort der nächste Aufreger: Die 52-Jährige Christdemokratin wurde gerade erst als Bundestagspräsidentin gewählt und kritisiert den Einfluss der Kirche. Beim Interview mit BILD unterstellt sie der Institution, Stellungnahmen "wie eine NGO" abzugeben. Die christliche Kirche erhält Gegenwind von einer Partei, die das Christentum im eigenen Namen trägt. Das klingt widersprüchlich und neben Kritik, erntet Klöckner aber auch Zustimmung.


Die Kirche als wichtiges politisches Sprachrohr

Die öffentlichen Zuständigkeiten der Kirche stehen seit jeher zur Debatte. Schon vor tausend Jahren wurde im Investiturstreit um die Frage gerungen, wem die Einsetzung neuer Bischöfe zusteht: Dem Kaiser oder dem Papst? Über die Jahrhunderte hinweg wurde die Kirche im Zuge der Reformation und dem Zeitalter der Aufklärung dann langsam immer mehr von staatlichen Institutionen getrennt. Das bedeutet aber nicht, dass sie im Rahmen ihrer eigenen, humanitären Überzeugungen nicht handeln dürfe. So geschehen im Nationalsozialismus: Viele Geistliche widersetzten sich dem Führungsanspruch der NSDAP, verweigerten den Wehrdienst oder halfen politisch Verfolgten. Viele von Ihnen wurden von den Nationalsozialisten in Konzentrationslager gesperrt und ermordet. Der politische Einfluss der Kirche kann also auch positive Auswirkungen haben. Deshalb gibt es nicht nur vom politischen Gegner harsche Kritik an Klöckner.



"Kirche war immer politisch. Wer aus der christlichen Botschaft ableitet, dass man die Welt verändern soll, zum Guten verändern soll, die Welt gestalten soll, dann ist das immer eine politische Botschaft." - Armin Laschet (CDU)

Auch der noch amtierende Gesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich über die Plattform X zu dem Vorfall. Das Christentum sei "ursprünglich auch die Stimmen der Armen (...) auch vieler Frauen (...)."



Berechtigte Kritik und politisches Kalkül der Parteienlandschaft


Der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion Thorsten Frei hingegen, bezeichnete Klöckners Aussagen als "absolut zutreffend". Je mehr sich die Kirchen ins tagespolitische Geschehen einmischen, desto eher würden sie zu politischen Akteuren und müssten auch mit Widerspruch rechnen.


Die unterschiedlichen, innerparteilichen Meinungen in der CDU sind nachvollziehbar. Wenn in einer "christdemokratischen" und "christsozialen" Partei das eigene Steckenpferd kritisiert wird, dann muss das diskutiert werden. Für die Oppositionsparteien erweckt es eher den Eindruck von parteipolitischem Kalkül. Die politische Linke äußert sich häufig kritisch gegenüber der Kirche. Als der ehemalige Papst Benedikt XVI. im Jahr 2011 zu Besuch im Bundestag erschien, verweigerten rund 100 Abgeordnete von SPD, Grüne und die Linke ihre Anwesenheit mit dem Argument, es sei "unvereinbar mit der religiösen Neutralität des Staates." Und auch noch Ende 2024 verteidigte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) Abschiebungen aus einem Kirchenasyl mit dem Argument, die Kirche stehe "nicht über dem Recht." Die jetzige Opposition weist die Kirche also oftmals selbst in die Schranken.


Und dazu kommt auch noch: Ganz Unrecht hat Julia Klöckner nicht. Die Kirche gibt Stellungnahmen zum Gendern oder äußert sich gar zur Zusammenarbeit mit der AFD in der Asylpolitik. Klar, das macht sie nicht automatisch zur NGO und das geschieht alles im legitimen Rahmen. Aber die Frage, wie weit sich kirchliche Einrichtungen und Institutionen in die Politik einmischen dürfen, ist berechtigt. Klöckner negierte auch nicht das Recht der Kirche, sich äußern zu dürfen. Aber eine Meinung zum Tempo 130 könnten die Gläubigen auch ohne einen geistlichen Segen fällen. Und auch wenn sich die Kirche in wichtigen Themen wie Frauenrechte oder gar in der NS-Zeit für politisch Verfolgte eingesetzt hat, so steht sie aufgrund Missbrauchsskandalen selbst immer wieder in der öffentlichen Debatte. Eine Kritik an der politischen Einmischung sollte sie somit selbst gut verkraften können und auch auf die neugewonnene, politische Hilfe von SPD und Co kann sie gänzlich verzichten.






 
 
 

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Sascha Wendt

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