Trump und Vance gegen Selenskyj - Die Shitshow im Oval Office
- Sascha Wendt
- 1. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. März
Eklat im Weißen Haus: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird nach einer hitzigen Diskussion mit Donald Trump und seinem Vize JD Vance aus dem Weißen Haus geworfen. Vorangegangen war eine Debatte um den Ukrainekrieg und die Haltung der US-Regierung zu Moskau.
Es passiert selten, dass sich Linke als auch konservativ-politische Kräfte in politischen Debatten geschlossene Einigkeit zeigen. Es muss sich schon um ein eklatantes Fehlverhalten handeln, so dass alle mit erhobenem Zeigefinger in eine Richtung zeigen. Und doch, gestern geschah genau das im Oval Office der Vereinigten Staaten von Amerika.
Wolodymyr Selenskyj begab sich auf einen Staatsbesuch in die USA, um dort ein Rohstoffabkommen zu unterzeichnen. Doch bereits bei seiner Ankunft tadelte Trump den in Pullover gekleideten Selenskyj mit den Worten: "Sie sehen gut aus, Sie haben sich heute schick gemacht!" Es war wohl ein böses Vorzeichen zu dem, was noch folgen sollte.
Zunächst verlief die darauffolgende Agenda ganz nach Plan. Selenskyj nahm platz im Oval Office des Weißen Hauses neben Donald Trump und dem Vizepräsidenten JD Vance. Ein diplomatischer Austausch zwischen zwei Präsidenten, will man meinen. Als ein polnischer Journalist nach der kritischen Nähe des US-Präsidenten zum russischen Präsidenten Wladimir Putin fragt, wird die Diskussion hitziger. "Sie sehen doch was für einen Hass er [Selenskyi] für Putin hat, da ist es für mich sehr schwer einen Deal zu machen." Daraufhin betont JD Vance noch, dass die USA den Weg zum Frieden und Wohlstand eher im Bereich der Diplomatie sähen. Selen kontert mit einer Nachfrage und stellt den diplomatischen Willen Russlands in Frage, indem er Vance die völkerrechtswidrigen Verbrechen Putins (Annektion der Krim und Ostukraine) aufzählt und fragt ihn danach rhetorisch: "Von was für einer Diplomatie sprichst du da?" Ab diesem Moment wird es besonders bizarr:
Auf die darauf anschließende Frage Selenskyjs, ob Vance jemals in der Ukraine war, antwortet dieser ihm plump: "Ich habe die Geschichten gehört und gesehen Herr Präsident [...] Wollen Sie abstreiten, dass Sie Probleme haben?!" Der Urkainische Präsident betont darauf, dass jeder im Krieg Probleme habe und die USA diese jetzt noch nicht fühle, aber in Zukunft fühlen werden. Dann wird er von Trump unterbrochen: "Erzählen Sie uns nicht, was wir fühlen werden! Wir versuchen ein Problem zu lösen. Sie sind in keiner Position uns zu diktieren, was wir fühlen sollen [...] Sie haben keine Karten auf der Hand! [...] Sie spielen mit dem Dritten Weltkrieg" Dazu Vance: "Haben Sie sich je dankbar gezeigt?" "Ja, sie müssen dankbarer sein" bekräftigt in Trump.
Dieses bizarre Schauspiel, welches Live übertragen wurde, endete mit einem Abbruch der Gespräche und mit der vorzeitigen Abreise von Wolodymyr Selenskyj. Die Reaktionen auf dieses Gezanke ließen nicht lange auf sich warten. Kai Diekmann (ehemals bei BILD) twitterte: "Das ist so ziemlich das schlimmste, was ich je als politischer Journalist gesehen habe."
ARD-Moderator Georg Restle kritisiert Trumps Haltung, "Das wird ein großes Spektakel im Fernsehen" mit der Aussage "Nein, es ist [einfach] das erbärmliche Zeugnis eines US-Präsidenten, der nichts mit den westlichen Werten gemein hat"
Auch europaweit gibt es Solidaritätsbekundungen mit Selenskyj. Olaf Scholz beteuerte, dass man den "gemeinsamen Weg zu einem dauerhaften und gerechten Frieden" suchen würde. Der französische Präsident Emmanuel Macron schreibt auf X (ehemals Twitter): "Es gibt einen Agressor: Russland, es gibt ein Opfer: Die Ukraine [...] Es war richtig der Ukraine zu helfen und auch es weiterhin zu tun."
Viele Bekundungen, viel Solidarität. Doch am Ende vielleicht doch nur heiße Luft?! Die USA sind der größte Financier der Ukraine mit 114 Milliarden US Dollar (Stand 01.03.2025). Sollte diese Konstante in Zukunft wegfallen, müsste Selenskyj wohl um weitere finanzielle Stütze bei der Europäischen Union zur Verteidigung gegen Putin bitten. Ob die EU das tun wird, oder nur mit "moralischer Distinktion beindrucken" (Ulf Poschardt, WELT) kann, wird sich zeigen.
Comments